Der Weltladen als Knotenpunkt globalen Lernens

Im Rahmen des internationalen Jugendprojekts „Trashedy“ war der Besuch des Weltladens in Leutkirch ein zentraler Bestandteil. Das Projekt, in Kooperation mit der MEWO Kunsthalle Memmingen umgesetzt, führte junge Erwachsene aus Ghana und Deutschland zusammen. Durch gegenseitige Besuche in der Lebenswelt des Partnerlandes wurden die komplexen Verflechtungen von Konsum, Produktion und globaler Gerechtigkeit erfahrbar gemacht.

Der Weltladenbesuch erhielt seine besondere Bedeutung durch greifbare Erlebnisse der Gruppe. Die Teilnehmenden hatten zuvor die Auswirkungen europäischer Konsummuster kennengelernt – von der Entsorgung funktionsfähiger Güter bis hin zu den Belastungen durch Elektroschrott und Fast Fashion in Accra. Der Weltladen bot daraufhin ein notwendiges Gegenmodell und bewies, dass ethisches Handeln und transparente Wertschöpfung keine Utopie sind.

Die Jugendlichen erkannten, dass die Probleme der Ressourcenübernutzung nicht fernab im Globalen Süden, sondern in den strukturellen Entscheidungen und dem Konsumverhalten des Globalen Nordens verankert sind. Der Weltladen vermittelt hier die Schlüssel-Lektion: Er steht für ökonomische Gerechtigkeit und Transparenz als direkten Kontrapunkt zu den historisch gewachsenen Ungleichheiten der globalen Handelsströme.

Der Austausch mit dem Weltladen ermöglicht eine partnerschaftliche und kritische Reflexion über die Rolle jedes Einzelnen im Welthandel. Anstelle einseitiger Erzählungen fördert dies einen Wissensaustausch auf Augenhöhe.

Das Erlernte setzten die Jugendlichen in einem ästhetischen Forschungsprozess um: Die Konstruktion eines riesigen Walhais aus Pappmaché, beladen mit Plastikmüll, wurde zu einem öffentlichkeitswirksamen Appell gegen die fatalen Folgen des ungebremsten Konsums. Der Weltladen ist somit ein unverzichtbarer Lernort, der die Brücke schlägt zwischen Aufklärung globaler Erkenntnis und konkretem, lokalem Engagement in Leutkirch.

Jörn Becker
MEWO Kunsthalle
common ground e.V.

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